Hochschulen

Mecklenburg-Vorpommerns Hochschulen sind wichtig für das Land. In einer strukturschwachen Region wie M-V stellen die Hochschulen einen der wenigen Standortfaktoren dar, die überregional ausstrahlen und junge Menschen ins Land ziehen.  Allerdings befinden sich die Hochschulen in einem harten Konkurrenzkampf. Das Land steht hierbei in der Pflicht, Anstrengungen zu unternehmen, damit unsere Hochschulen in diesem Umfeld und im Werben um junge Köpfe bestehen können. Leider gibt es nach wie vor Defizite, die in der Corona-Krise nochmals verstärkt wurden oder deutlicher zutage treten. Neben der seit Jahren andauernden, strukturellen Unterfinanzierung wurde auch offensichtlich, dass es an einer digitalen Strategie für das Lehren und Lernen fehlt sowie in vielen Bereichen an entsprechenden technischen Voraussetzungen. Auch im dritten Semester seit Beginn der Pandemie gibt es noch radikale Unterschiede in Art und Niveau der digitalen Lehre. Weiterhin ist durch den Wegfall beliebter Studierendenjobs, etwa in der Gastronomie, zu Tage getreten, unter welchem finanziellen Druck viele Studierende stehen. Viele waren von einem vorzeitigen Studienabbruch bedroht, einige sogar akut betroffen, weil sie ohne den Nebenjob das Studium nicht finanzieren können. Die Hilfen, die das Land in Form von Krediten angeboten hat, lösen das Problem nicht. Vielmehr sollte es der Anspruch sein, das BaföG so auszugestalten, dass Studierende gar nicht mehr auf Nebenjobs angewiesen sind.

Wir möchten, dass alle jungen Menschen die Chance auf ein gutes und barrierefreies Studium haben und sich auf ihre Studien konzentrieren können und nicht darauf, wie sie es finanzieren sollen! Wir möchten, dass wir die richtigen Lehren aus der Krise ziehen und unsere Hochschulen für die digitale Zukunft rüsten! Wir möchten, dass junge Menschen sich bewusst und gern für ein Studium in M-V entscheiden und nach ihrem Abschluss auch bleiben!

Dafür braucht es eine Starke LINKE im Landtag.

Gute Hochschulen kosten gutes Geld

Seit Jahren sind die Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern strukturell unterfinanziert. Darunter leiden sowohl Studierende als auch Lehrende. Infolge dieser Unterfinanzierung können Angebote nicht ausgebaut werden, sondern werden tendenziell eher zurückgebaut. Auch Geld für notwendige Investitionen fehlt immer wieder. Diese Lücken in der Finanzierung werden durch das Einwerben von Drittmitteln geschlossen. Das führt dazu, dass zunehmend die Wirtschaft darüber entscheidet, woran an unseren Hochschulen geforscht wird. Besonders problematisch wird dies dann, wenn Unternehmen dann den Zugriff auf Patente erhalten, deren Forschung auch durch Steuermittel finanziert wurden. Informationen und wissenschaftliche Erkenntnisse, die mit Steuermitteln erarbeitet wurden, müssen allen zu Verfügung stehen. Studien- oder Verwaltungsgebühren lehnen wir entschieden ab.

Wir fordern

  • eine auskömmliche Finanzierung der Hochschulen, die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert.
  • dass Lehrangebote, auch in den sogenannten Orchideenfächern, dauerhaft erhalten bleiben. Wir möchten eine pluralistische Bildungs- und Forschungslandschaft, die sich nicht nach Kriterien von Angebot und Nachfrage richten muss.
  • dass ausreichend zulassungsfreie Master-Studienplätze vorgehalten werden, damit jede Bachelor-Absolvent*in am gewählten Standort ihren*seinen Master machen kann.
  • Transparenz, Kooperationsvereinbarungen, Sponsoring und sonstige Verträge zwischen öffentlichen Hochschulen und privaten Unternehmen und Stiftungen müssen offengelegt werden. Hierfür fordern wir eine öffentlich zugängliche Forschungs-Datenbank für Drittmittel
  • eine verbindliche Zivilklausel. Wir möchten eine Forschung für die Menschen, nicht für das Militär.
  • das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern zu kippen. Der Bund soll sich stärker als bisher an der Finanzierung von Hochschulen beteiligen können.

Wohnen

Vor allem an den Standorten in Rostock und Greifswald ist studierendengerechter Wohnraum knapp. Die Mieten steigen kontinuierlich und selbst in den zentrumsfernen Stadtteilen übersteigt die Miete schnell den im BAföG vorgesehenen Anteil an der Miete. Es fehlen weiterhin hunderte Wohnheimplätze. Diese werden vor allem gebraucht, um die erfreulicherweise steigende Zahl an internationalen Studierenden zu beherbergen, da sich diese auf dem regulären Wohnungsmarkt mit oft unüberwindbaren Hürden konfrontiert sehen.

Wir fordern

  • eine auskömmliche Finanzierung der Studierendenwerke, damit diese ihrer Aufgabe der Schaffung von Wohnheimplätzen nachkommen können
  • die Kommunen dabei zu unterstützen, selbst adäquaten, studierendengerechten Wohnraum zu schaffen.
  • die zentrumsfernen Stadtteile aufzuwerten und besser anzubinden und somit attraktiver (auch) für Studierende zu machen.

Gute Arbeit

Abseits von Professuren sind die Arbeitsverhältnisse an Universitäten oft als prekär zu bezeichnen. Schlechte Bezahlung, Kettenbefristungen oder der Missbrauch von Lehrbeauftragungen sind nur einige der Missstände. Gerade für junge, hochqualifizierte Menschen sind diese Bedingungen wenig attraktiv. Es muss aber das Ziel sein, gerade diese klugen Köpfe im Land zu halten. Das geht nur mit attraktiven Jobangeboten und Perspektiven.

Wir fordern

  • eine Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes. Den endlosen Befristungen von wissenschaftlichen Mitarbeitern muss ein Riegel vorgeschoben werden.
  • Dauerstellen für Daueraufgaben. Befristungen in diesen Bereichen lehnen wir kategorisch ab. Das Sonderbefristungsrecht für wissenschaftliches Personal unterhalb der Professur wollen wir abschaffen.
  • den Missbrauch von Lehrbeauftragungen zu stoppen. Lehrbeauftragte waren dafür gedacht, den Wissenstransfer aus der Praxis zurück an die Hochschulen zu gewährleisten, nicht um dauerhaft die Lehre abzusichern. Auch hier sind Festanstellungen anzustreben.
  • Vergütungen für Lehrende sind anzuheben und am tatsächlichen Arbeitsaufwand zu orientieren. Dazu gehören auch Vor- und Nachbereitungszeiten sowie die Betreuung von Studierenden.
  • für studentische Beschäftigte streben wir einen eigenen Tarifvertrag an. Sie leisten oft unschätzbare Dienste, ohne die die universitären Abläufe nicht sicherzustellen wären.

Für demokratische Hochschulen

Die Hochschulen sind immer noch nicht ausreichend demokratisch verfasst. Das fängt damit an, dass die beiden größten Statusgruppen an den Hochschulen (wissenschaftliche Mitarbeiter und Studierende) nicht ausreichend repräsentiert sind. Lehrbeauftragte sind nicht gleichgestellt und unterliegen Einschränkungen beim Wahlrecht für universitäre Gremien, obwohl sie fester Bestandteil des Lehrbetriebes sind.

Wir fordern

  • eine volle Gleichstellung der Statusgruppen. Das Ungleichgewicht zugunsten der Professoren ist aufzuheben.
  • den studentischen Prorektor im Landeshochschulgesetz zu verankern. Dieses Modell hat sich an der Universität Rostock bewährt und ist auch an anderen Hochschulstandorten verpflichtend zu besetzen.
  • das allgemeinpolitische Mandat für die verfasste Studierendenschaft.

Inklusive Hochschulen

In kaum einem westlichen Land ist der Zugang zu Bildung, insbesondere zu höherer Bildung, so abhängig vom Elternhaus wie in Deutschland. Während drei von vier Kindern aus Akademikerhaushalten ein Hochschulstudium aufnehmen, sind es aus Arbeiterfamilien nur jedes fünfte. Das muss sich ändern. Dazu muss eine auskömmliche und sichere Finanzierung des Studiums für jede und jeden gewährleistet werden. Das BAföG schafft es in seiner jetzigen Form nicht mehr, dies abzusichern. Viele Studierende müssen neben ihrem Studium arbeiten, was eine zusätzliche Belastung darstellt. Aber Hürden gibt es nicht nur für Menschen mit dem „falschen“ sozialen Hintergrund oder geringen Einkommen. Auch Frauen sind noch nicht ausreichend repräsentiert. Je höher die Karrierestufe, umso geringer der Frauenanteil. Hier streben wir eine Parität an. Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sehen sich im universitären Alltag oft mit schwer überwindbaren Hürden konfrontiert und werden alleingelassen. Auch Geflüchteten oder Menschen mit Migrationshintergrund wird der Zugang zur Hochschule oft unnötig erschwert. Wir sind der Meinung, dass die Hochschulen nicht dafür da sind, dass die „Eliten“ unter sich bleiben, sondern es sind Orte zum Lernen für alle Menschen, egal welche Herkunft sie haben!

Wir fordern

  • eine Lockerung der Zulassungsbeschränkungen. Der Numerus Clausus als Instrument ist ungeeignet und gehört abgeschafft. Auch jenseits des Abiturs sind mehr Wege für ein Hochschulstudium zu öffnen.
  • eine Stärkung der Beratungsangebote. Studierende sollen die Hilfe bekommen, die sie benötigen, um Nachteile auszugleichen oder Krisen zu überwinden. Dazu sind vor allem die Studierendenwerke auskömmlich zu finanzieren, um etwa psychosoziale oder andere Betreuungsangebote in ausreichendem Umfang anzubieten.
  • eine verbindliche Quotierung. Alle Gremien und Karrierestufen sind paritätisch zu besetzen.
  • stärkere Betreuung und Beratung für Eltern. Studium und Kindererziehung sind oft schwer unter einen Hut zu bekommen. Hier möchten wir die Eltern besser unterstützen, etwa mit einem Ausbau der Betreuungsangebote.
  • eine Überarbeitung des BAföG. Dieses muss sich an den realen Bedürfnissen orientieren und vor allem elternunabhängig sein.
  • die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse bzw. Hochschulzugangsberechtigungen. Weiterhin muss ein aufgenommenes Studium zwingend eine Aufenthaltsgenehmigung nach sich ziehen.
  • dass physische, psychische und strukturelle Barrieren abgebaut werden. Hierfür sind die entsprechenden finanziellen Mittel bereitzustellen.